Krabben auf Achse
Eine Reportage über das abenteuerliche Geschäft mit deutschen Schalentieren
"Komisch ist diese Reportage, ja geradezu grotesk, so als hätte Franz Kafka mit seinem Gefühl für Absurdität am Drehbuch mitgeschrieben."
Stuttgarter Zeitung
Was machen Nordseekrabben in Afrika? Sie werden gepult. Zwölf Tonnen schaffen die tausend Marokkanerinnen in den klimatisierten Hallen von Tétouan Tag für Tag. Billig-Pulen im Akkord.
Der Standort Deutschland kann da nicht mithalten. Strenge Hygienevorschriften aus Brüssel machten den friesischen Heimpulern den Garaus: Küche kacheln, Kittel tragen, Haarnetz anlegen - das war zuviel verlangt. Und die deutsche Hochtechnologie? In der kleinen Fischereigenossenschaft Neuharlingersiel (Ostfriesland) setzt man unverdrossen auf Krabben-Pulmaschinen. Aber die sind im Vergleich zu den fingerfertigen Afrikanerinnen unrentabel.
Deshalb bringen die Großunternehmer die Krabben auf Achse. Die Reportage zeigt die "Tor-Tour" der kleinen Schalentiere: Von Fischer Peters aus der Nordsee geholt, beim holländischen Krabbengiganten Heiploeg zwischengelagert, dann mit Trucker Benny an die Costa del Sol, rauf auf die Fähre und rüber nach Afrika. Pul-Tourismus. Zurück in Deutschland landen die sensiblen Tierchen als "Frische Krabben" in den Kühlregalen der Supermärkte - nach dreiwöchiger Reise.
Buch und Regie: Thomas Seekamp, Jens Fintelmann
Kamera: Jasper Marquardt
Ton: Clemens Böttcher
Schnitt: Sophie Kill
Produzenten: Jens Fintelmann, Thomas Seekamp
Redaktion: Margarete Runte-Plewnia
30 Min. NDR 1996