Gesichter Europas: Familienbetriebe
Sie geben Europas Wirtschaft Herz und Seele: kleine Familienbetriebe. Kaufleute, Händler, Handwerker oder Dienstleister, die in mindestens dritter Generation ihren Lebensunterhalt verdienen. Traditionen, Ideen, handwerkliche Kunst und so manches Geheimnis werden von den Großeltern zu den Enkeln überliefert. Die kleinen Betriebe sind seit Jahrzehnten in ihren Heimatregionen verwurzelt und eins geworden mit Kultur und Landschaft. Man handelt hart aber herzlich, tratscht, lacht und hilft sich mit Rat und Tat. Arbeit und Leben verschmelzen. In dritter Generation geht es um mehr als ums Geschäft.
Folge 1: Die Tweed-Familie von den Hebriden
In der kleinen Kate der Weberfamilie Campbell auf der Hebrideninsel Lewis hat sich, so scheint es zumindest, seit Jahrhunderten nichts verändert: Ein moderner Webstuhl kommt Mutter Katie und Tochter Catherine Campbell nicht ins Haus, denn schließlich geht es um den traditionsreichen Tweed, das „sagenhafte Tuch“. Tweed ist teuer und wohl die feinste Art, groben Stoff zu tragen. Einen Stoff, der das Gefühl vermittelt, für die Ewigkeit gemacht zu sein.
Folge 2: Die Glockengießerfamilie aus Innsbruck
Glockengießen, das ist das Leben von Familie Grassmayr aus Innsbruck – seit vierzehn Generationen schon. 1599 goss Bartlme Grassmayr seine erste Glocke. Heute halten die Brüder Johannes und Peter Grassmayr das Familienunternehmen zusammen - unter der Aufsicht von Vater Christof Grassmayr, den sie scherzhaft Frühstücksdirektor nennen.
Ein außergewöhnlicher Familienbetrieb: Wo sonst holt man Rohstoffe für die Produktion direkt vom Bergbauern? Und in welchem anderen Unternehmen arbeitet man an einem Glockencomputer, studiert Heiligenbilder und diskutiert mit Ordensbrüdern über ein harmonisches Läuteverhalten?
Folge 3: Die Barkassenfamilie aus Hamburg
Der Hamburger Hafen boomt. Der Barkassen-Betrieb Ehlers aber ist klein geblieben und überschaubar. „Wendig“, wie Senior-Chef Günter Ehlers sagt. Alle im Betrieb sind Multitalente. Seemannschaft und Entertainment, diese seltene Kombination ist auf der Barkasse gefragt. Die Fahrgäste aus aller Welt wollen sicher durch den Hafen kommen, aber auch gut unterhalten werden. Mit Schmonzetten, Anekdoten, Seemannsgarn und der einen oder anderen schlüpfrigen Pointe. Das muss sein in der Stadt der Reeperbahn.
Folge 4: Die Grappa-Familie aus Venetien
Bassano del Grappa ist ein beschauliches Bergstädtchen, durch das der Fluss Brenta fließt. Direkt an der alten Holzbrücke, steht eine der urigsten Grapperien des Landes: die Osteria del Ponte, seit 1779 im Besitz der Familie Nardini. Niemand der Nardinis denkt ans aufhören. Drei Nardini-Generationen brennen in Bassano ihren Familien-Grappa, natürlich ausschließlich aus frischem, sortenreinen Trester, also aus trockenen, ausgepressten Trauben und natürlich wie seit jeher in der uralten kupfernen Destillationsanlage.
Folge 5: Die Fischer-Familie aus Mecklenburg
Die Borgwardts – eine Fischereifamilie in dritter Generation – müssen sehen, wo sie bleiben. Sieben Tage in der Woche fahren sie raus auf die Ostsee, immer früh um vier. Dieter Bordwardt dreht den Kutter bei und legt am Warnemünder Fischmarkt an. Sohn Torsten macht die Leinen klar. Tochter Astrid steht an der Pier und hat schon den kleinen Verkaufs-Stand aufgemacht. Die ersten Leute gucken neugierig, was die Borgwadts so angelandet haben.
Buch und Regie: Karsten Wohlrab (1), Monika Schäfer (2), Ulrich Patzwahl (3), Andreas Lueg (4), Steffen Schneider (5)
Kamera: Jörg Hammermeister (1+4), Martin Göbel (2), Kay Andersson (3), Lutz Hofmann (5)
Ton: Lorenz Böhme (1), Hennig Jäger (2), Imme Schütz (3), Reinhard Hampe (4), Michael Scholl (5)
Schnitt: Renate Ober (1, 3, 5), Stefan Canham (2+4)
Mischung: Pierre Brand
Produzenten: Jens Fintelmann, Thomas Seekamp
Produktionsleitung: Nicole Deblaere (NDR), Hubert Marady
Redaktion: Kathrin Bronnert
Leitung: Ulrike Dotzer
jeweils 26 Min. arte/NDR, 2007